7. Apr, 2017

နှုတ်ဆက်ပါတယ် - လူတွေကိုပြုံး၏မြေ

Alles hat irgendeinmal ein Ende. So auch un-sere Reise durch Myanmar. Heute verlassen wir Myanmar in Richtung Malaysia.

Myanmar war für mich wie eine Zeitreise in unsere eigene Vergangenheit. Damals, als bei uns vor knapp einhundert Jahren Menschen noch mit Ochsenkarren unterwegs waren und Menschen von und mit der Natur lebten. Eine Zeit, als Maschinen noch von Hand betrieben wurden.

 

In Myanmar treffen zwei Welten aufeinander. Zum einen eine Welt, wo auch heute noch mit einfachsten Werkzeugen ausgesprochen schöne Produkte hergestellt werden. Und zum anderen auf die Welt der Moderne, wo in Städten Luft verpestende Autos Strassen verstopfen und wo Menschen nicht wissen, was sie mit Plastik, PET-Flaschen und anderem Abfall machen sollen, der nicht verrottet. Ich habe den Eindruck, betreffend Abfallentsorgung bräuchte Myanmar unbe-dingt und dringend Hilfe und Unterstützung vom Westen.

Als Gegenleistung dafür könnten die Burmesen uns lernen, wie wir Westler wieder mehr zu uns selber finden und wie wir mit weniger Streben nach Materiellem ein weitaus glücklicheres und zufriedeneres Leben führen können.

Diese freundlichen und von innen heraus strahlenden Menschen haben mich enorm beeindruckt. နှုတ်ဆက်ပါတယ် - လူတွေကိုပြုံး၏မြေ     (Auf Wiedersehen – Land der lächelnden Menschen).

5. Apr, 2017

Pfahlbauer am Inle-See

Mit einer mittleren Tiefe von 1,5 Metern wäh-rend der Trockenzeit und einer Fläche von 120 km2 ist der Inle-See flächenmässig einer der grössten Süsswasserseen Myanmars. Von Ka-law kommend erreichten wir den Inle-See gestern mittag. Der See liegt Mitten im Shan-Staat. Bekannt ist der Inle vorallem durch sei-ne Einbeinruderer, seine schwimmenden Gär-ten und seine Pfahlbauten geworden.

Die Gegend rund um den Inle-See mit seinen 17 Dörfern wird weitgehend vom Volk der Intha bewohnt. Das Leben dieser Menschen ist völlig auf den See ausgerichtet. Die Häuser der Intha stehen nicht nur am Wasser, sondern Mitten im Inle-See auf Stelzen aus Teakholz, welche während der Trockenzeit rund zwei Meter aus dem Wasser ragen. Als wichtigste Verkehrsmittel dienen den Intha schmale, zigarrenförmige und ex-trem wackelige Holzboote, ebenfalls aus heimischem Teakholz gebaut.

Während unseren zwei Tagen am Inle-See steht uns ein solches, etwa acht bis zehn Meter langes Holzboot mit Bootsführer zu unserer persönlichen Verfügung. Damit kurven und tuckern wir auf Wasserwegen zwischen Wasserhyazinthen, Lotosblumen und schwimmenden Gärten hindurch; schauen Fischern zu, wie sie mit kleinen Wurfnetzen und Körben fischen; Algen für ihre Gärten aus dem Wasser stochern und auf ihre Boote laden oder Einheimische, Gäste und Touristen durch Gassen, Gärten und Dörfer schippern. Eine wirklich schöne und friedliche Gegend, dieser Inle-See.

Die Bewohner des Inle-Sees haben eine spezielle Technik entwickelt, um den Teppich schwim-mender Wasserhyazinthen als Grundlage für ihre Gärten zu nutzen. Damit dieser schwimmende Teppich nicht davondriftet, wird zuerst in Abständen von etwa zehn Metern eine lange Bambus-stange in den Seeboden gerammt. Der Grünteppich wird nun an dieser Stange befestigt. Schliess-lich wird auf den Wasserhyazinthen ein Gemisch aus Algen und Sumpf, welche man vorgängig etwas weiter draussen auf dem See mit langen Stangen vom Grund heraufgeholt hat, ausgebrei-tet. Das Ganze wird so lange wiederholt, bis sich auf den Wasserhyazinthen eine feste Masse, bestehend aus Sumpf und Erde gebildet hat. Landgewinnung würde man dem bei uns sagen. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass dieses Land keinen festen Untergrund hat, sondern auf dem Wasser obenauf schwimmt. Und weil das so gewonnene Land vom Wasserstand des Sees unab-hängig ist, werden diese schwimmenden Gärten in der Regenzeit, dann wenn der Seespiegel um ganze 1,5 bis 2 Meter ansteigt, nie überschwemmt. Ein weiterer Vorteil: das Gemüse, wie z.B. die auf diesem See wachsenden, feinen Tomaten müssen nie bewässert werden. Bekommt doch das Gemüse im Bereich seiner Wurzeln stets genügend Wasser. Eine wirklich gelungene und clevere Sache, wie ich meine.

Die meisten Touristen kommen wegen der speziellen Kultur und den Traditionen der Intha, wie dem Einbeinrudern und den schwimmenden Gärten an den Inle-See. Doch der See wäre unbe-dingt auch etwas für Ornithologen. Laut Aung Aung soll der ganze See ein Vogelschutzgebiet sein. Nebst verschiedenen Reiherarten, sehen wir an beiden Tagen beim Vorbeituckern weitere Vogel-arten, wie Kormorane, Enten und ibisartige Vögel. Zeit für Vogelbeobachtungen fehlt uns leider. Ist doch unser Programm ziemlich gedrängt. Es stehen weitere Besuche von Pagoden, einigen Buddhas, über tausend Stupas, sowie einem Kloster an. Und von den grossen einheimischen Märkten sind alle drei Frauen so sehr angetan, dass sie sich davon kaum losreissen können. So schön und so preiswert sind die Waren. Und ich - ich lasse mir heute bei einem Friseur auf einem Markt den günstigsten und bei Weitem nicht den schlechtesten Haarschnitt aller Zeiten verpas-sen. Dieser Kurzhaarschnitt, ohne Waschen, mit ein wenig Haarlack zum Schluss kostet mich hier am Inle-See nur gerade 1'000 Kyat (ca. 75 Rappen/Euro-Cents). Ein Schnäppchenpreis! Da konnte selbst ich für einmal nicht Nein sagen.

4. Apr, 2017

Religion, Geisterglauben und 8 Wochentage!

Myanmar kennt keine Staatsreligion. Dennoch gehört die Mehrheit der Bevölkerung einer einzigen Religion, dem Theravada-Buddhis-mus, an. Der Theravada gilt als der ursprüng-lichste und älteste Zweig des Buddhismus, der heute noch praktiziert wird. Spannend ist, wie sich in Myanmar der Buddhismus mit einem alten, animistischen Glauben und Astrologie vermischt hat. So begegnen wir an den heilig-sten Stätten Myanmars, wie z.B. der Shweda-gon Pagode in Yangon nicht einfach nur eine Vielzahl von Buddhafiguren, sondern auch auf Darstellungen von Dämonen, Nats (Geistern), sowie den acht burmesischen Tierkreiszeichen, welche von der brahmanischen Astrologie Eingang in den Buddhismus gefunden haben.

Man braucht nicht Religionswissenschafter zu sein, um Parallelen zwischen unserem Christentum und dem in Myanmar praktizierten Buddhismus festzustellen. So sind Dämonen nichts weiter, als das Böse im Menschen. Unsere heidnischen Bräuche, wie Fasching/Fasnacht, wo mit "grausig-schönen" Masken der Winter vertrieben wird, würde man im burmesischen Buddhismus vermut-lich mit Dämonen darstellen. Und die Nats würde man im Christentum als Schutzheilige bezeich-nen. Die 37 Nats wollen aber nicht nur angebetet werden, sondern auch Opfergaben (Spenden) bekommen. Ansonsten können Nats auch allerlei Ungemach bescheren. So spielen Nats im Leben der Burmesen eine wichtige Rolle.

Aung Aung erzählt uns hierzu eine für uns doch eher lustig anmutende Geschichte. So soll im Raum Mandalay einst ein König gelebt haben, der über neun Provinzen herrschte. Dieser König sei eines gewaltsamen Todes gestorben. Aus einem für mich nicht ganz nachvollziehbaren Grund glauben die Burmesen, dass der Geist von diesem König immer noch auf Erden ist und als Nat weiterlebt. Und weil dieser König über neun Provinzen herrschte, würde die Zahl 9, welche in Myanmar grundsätzlich eine Glückszahl sei, im Strassenverkehr Unglück bringen. So dürfen Autos in Mandalay nur mit weniger oder mit mehr als neun Personen fahren. Für Fälle, wo dies nicht möglich sei, hätten die Burmesen eine List, erklärt uns Aung Aung. In diesem Fall würde der Fah-rer noch einen Stein - gewissermassen als zehnte Person - mitführen.

Eine andere spannende Sache ist das burmesische Horoskop. Nachdem Buddha an einem Mitt-woch zur Welt gekommen ist, wird im burmesisch-brahmanischen Kalender der Mittwoch in zwei Hälften, bzw. zwei Tage aufgeteilt. So erleben gläubige Buddhisten Myanmars innerhalb von sie-ben Tagen deren acht. Und der astrologische Kalender der Burmesen teilt nicht wie bei uns das Jahr und den Tag in zwölf Sternkreiszeichen, sondern die Woche in acht Himmelsrichtungen, Planeten und Tierzeichen ein. Diese Einteilung sieht wie folgt aus:

Sonntag: Nordosten - Sonne - Tierzeichen Garuda (Vogelmensch)

Montag: Osten - Mond - Tierzeichen Tiger

Dienstag: Südosten - Mars - Tierzeichen Löwe 

Mittwochvormittag: Süden - Merkur - Tierzeichen Elefant mit Stoßzähnen 

Mittwochnachmittag: Nordosten- Mondknoten - Tierzeichen Elefant ohne Stoßzähne

Donnerstag: Westen - Jupiter - Tierzeichen Ratte 

Freitag: Norden - Venus - Tierzeichen Meerschweinchen

Samstag: Südwesten- Saturn - Tierzeichen Naga (Schlange)

 

Erkenntnis:

Jetzt ist mir auch klar, wieso ich die kugelrunden, chinesischen, lachenden Happy-Buddhas ausser-ordentlich sympathisch finde und wieso ich mich mit den grauen, asiatischen Dickhäutern so verbun-den fühle. Bin ich doch an einem Mittwochnachmittag - am Geburtstag Buddha's - geboren.

3. Apr, 2017

Green Hill Valley Elephant Care Camp

Von Bagan kommend, haben wir vorgestern am Mount Popa einen Zwischenstop mit Übernachtung eingelegt. Der Mount Popa ist ein erloschener Vulkan an dessen Fuss eine riesige Felsnadel in den Himmel ragt. Auf dieser Felsnadel – wie könnte es in Myanmar anders sein – thront ein Felsentempel mit Buddhastatuen. Und weil wir auf unserer Myanmarreise kaum einen Tempel auslas-sen, der irgendeine  Besonderheit hat - und das haben fast alle - stiegen wir vorgestern auch auf diese Felsnadel hoch. Nota bene zweidrittel davon mit nackten Füssen.

Das Spezielle an diesem Tempel sind weder der Tempel an sich noch die Aussicht von da oben, sondern Unfug treibende, diebische Affen, denen man auf dem steilen Aufstieg mit seinen 777 Treppen immer wieder hautnah begegnet (s. Fotoalbum). Einmal abgesehen davon, dass bei unserem Aufstieg ein Affe einer Marktfrau ein grosses Bündel Blumen klaute und dieser die Blu-men kurzerhand über die Felsen in die Tiefe warf um anschliessend der herbeieilenden Marktfrau auch noch an deren Haaren zu zerren, verhielten sich die Affen eigentlich ganz friedlich.

Nach den vielen Pagoden, Stupas und Buddhas haben wir heute für einmal einen «tempelfreien» Tag. Auch bleibe ich davor verschont, zusammen mit drei Frauen und dies als einziger Mann in der Gruppe, Märkte zu besuchen und einkaufen gehen zu müssen. Auf unserer Myanmarreise frage ich mich gelegentlich: Was ist einfacher, einhundert Buddhastatuen mit unterschiedlichen Körperhaltungen anzuschauen oder mit einer Schar Frauen auf Einkaufstour zu gehen? Nichts von dem blieb mir bis dato erspart. Doch das Beste an der Geschichte ist: Ich habe bis anhin so-wohl das Eine, wie auch das Andere überlebt!

Seit gestern befinden wir uns in Kalaw, auf einer Höhe von 1'320 Metern über Meer. In Mittel-europa würde man diese Gegend zu den Voralpen zählen. Die Hügel und Bergkämme sind bewal-det und in den Taleinschnitten fliessen Bäche, welche sogar während der Trockenzeit, in der wir uns befinden, Wasser führen. Das Gebiet um Kalaw ist äusserst fruchtbar. Nebst verschiedenem Gemüse in den Tälern, wird an den Hängen vor allem wärmeliebendes Obst, wie Orangen, Zitro-nen, Bananen, Mangos und Papayas angepflanzt. Und dazwischen sehen wir heute auf einer zweistündigen Wanderung mit Aung Aung, in der Nähe von Kalaw, auch noch kleinere Kaffee- und Teeplantagen.

Heute lassen wir für einmal den Buddhismus links und die Marktstände rechts liegen. Denn heute ist Elefantentag angesagt. Wir besuchen ein ganz besonderes Elefantencamp, das Green Hill Val-ley Elephant Care Camp, wo "ausrangierte" asiatische Arbeitselefanten ihren wohlverdienten Ruhestand geniessen. Das Camp liegt am Fusse des Gebirges, auf einer Höhe von 420 Metern über Meer. Je nach Verkehr und Fahrweise dauert die Autofahrt von Kalaw zum Camp zwischen 30 und 45 Minuten.

Im Camp angekommen, bekommen wir zuerst ein kühles Erfrischungstuch und eine feine, frisch-gepresste Zitronenlimonade. Und danach ein paar Informationen zum Camp und deren Philoso-phie in englischer Sprache. Dann dürfen wir die sieben im Camp lebenden Dickhäuter besuchen. Bis auf einen kleineren, achtjährigen Elefantenbullen, leben hier alles «alte Damen». Die älteste Elefantendame ist 67-jährig. Im Camp erfahren wir, dass asiatische Elefanten über 70 Jahre alt werden können; ausgewachsene Elefanten drei bis vier Tonnen wiegen (afrikanische Elefanten bis zu 7 Tonnen); das Herz eines asiatischen Elefanten bis zu 20 Kilogramm schwer sein könne; der Rüssel aus über 10'000 Muskeln bestehe; ein ausgewachsener asiatischer Elefant rund 200 Kilogramm Futter pro Tag zu sich nimmt und das Gehirn des kleineren asiatischen Elefanten rund 1,5 Mal so gross sei, wie dasjenige seines grösseren, afrikanischen Bruders. Es soll in ganz Myan-mar rund fünfzehn solcher Camps, wie das Green Hill Valley Elephant Care Camp geben, wo ehemalige Arbeitselefanten ihren Lebensabend verbringen können, erklärt uns Aung Aung.

Bei den Elefanten angekommen, dürfen wir gleich mit Füttern loslegen. Zuerst nähern wir uns den Elefanten etwas zögerlich; halten ihnen grosse Kürbisschnitze oder Bambusstücke in Rich-tung Rüssel. Man erklärt uns, dass wir vor den Elefanten keine Angst haben müssen, die Tiere auch anfassen und streicheln und wir den Dickhäutern das Futter auch gleich in deren Maul schieben dürfen. Aus unserer anfänglichen Zurückhaltung wird je länger desto mehr ein riesen Spass. Und wie es den Anschein macht - nicht nur für uns. Die grossen, sanften Riesen scheinen unsere Handfütterung sichtlich zu geniessen. So halten sie uns ihren weichen Rüssel hin oder öffnen gleich deren Maul, damit wir ihnen das Futter kiloweise reinschieben können. So verfüt-tern wir das von fleissigen Arbeitern bereitgestellte und zerkleinerte Futter gleich Kübelweise an diese grauen Rüsseltiere mit den grossen, braunen Knopfaugen. Nach der Fütterung geht es zu einem nahegelegenen Bach, wo wir einen Dickhäuter auch noch Baden und mit Naturfasern schruppen dürfen. Ein absolutes «Gaudi» für Gross und Klein. Und mit Gross meine ich für einmal nicht uns, sondern der im Wasser liegende Elefant. Während wir Kopf und Rücken waschen, füllt der Gebadete immer wieder seinen Rüssel mit Wasser um uns anzuspritzen und kalt zu duschen.

Nach dem Wasserbad pflanzen wir noch einen Akazienbaum, bzw. stecken Akaziensamen in ei-nen kleinen Topf. Gewissermassen als krönender Abschluss gibt es danach im Elefantencamp noch ein feines Mittagessen.

 

Fazit:

Ein absolut tolles Projekt, wo mit den einhundert Dollars Eintrittsgeld viel Gutes getan wird; wo man liebevoll mit den Elefanten umgeht, wo die Elefanten ab 15.30 Uhr bis am anderen Morgen frei gelassen werden und sie sich bis zu sieben Kilometer vom Camp entfernen um am anderen Morgen wieder eingesammelt, gepflegt und gefüttert zu werden; wo mit dem Bäume pflanzen etwas zum Erhalt und Aufforstung der heimischen Wälder getan wird und wo mit einem Teil des Eintrittsgeldes offenbar auch noch Schulen unterstützt werden – wie dies aus anderen Berichten hervorgeht.

Das Green Hill Valley Elephant Care Camp bei Kalaw ist unbedingt ein Besuch wert. Und die 100 US$, was für Einheimische extrem viel Geld ist, ist unserer Meinung nach jeden einzelnen Cent wert!

31. Mrz, 2017

Sonnenaufgang über Bagan

Seit zwei Tagen erkunden wir zusammen mit unserem Reiseführer Aung Aug Bagan. Bagan, eine historische Königsstadt Myanmars ist eine der faszinierendsten, kulturhistorischen Stätten Myanmars. Verteilt auf einer Fläche von rund 36 km2 befinden sich über zweitau-send Ziegelstein-Pagoden, Stupas und Tempel aus dem 11. bis 14. Jahrhundert. Der Boden ist sandig und die Landschaft staubtrocken. März und April sind in Myanmar die heissesten und trockensten Monate des Jahres. Um fünf Uhr morgens, mehr als eine Stunde bevor die Sonne aufgeht, zeigt das Thermometer in Bagan bereits 27 Grad an. Die Luftfeuchtigkeit beträgt 92 Prozent.

Zusammen mit einem halben Dutzend anderer Gäste sitzen wir heute morgen um 04.45 Uhr in der Hotel-Lobby und warten darauf abgeholt zu werden. Die letzten zwei Tage ging ein starker und sehr warmer Wind aus Richtung Süden – bei uns würde man dem Fön sagen. Gestern wäre unser Tag gewesen. So, wie heute, standen wir bereits gestern kurz nach vier Uhr auf. Dies je-doch vergebens. Heute nun, klappt es. Es ist nahezu windstill. Die Gebete von Aung Aung haben offenbar gewirkt. Eines unserer grössten Highlights dieser Myanmarreise wartet auf uns. Es ist Ballontag!

In Bagan bieten drei Organisationen Ballonfahrten an. Über unser Reisebüro Myanmar Diaries mit Sitz in Yangon haben wir eine Ballonfahrt mit Oriental Ballooning gebucht. Wir werden kurz vor fünf Uhr im Hotel abgeholt und zu einem Sammelplatz gefahren. Oriental Ballooning hat grüne Ballone, während eine andere Organisation gelbe hat und die dritte mit roten Ballonen am Start ist. Nach einem Frühstückskaffee und etwas Kuchen stellt man den 56 wartenden Gästen die Piloten der sechs Ballone vor. Wir werden Pilot Ravinda (Kurzform Ravi) zugeteilt.  Nach einer kurzen Einführung wie wir uns vor und während der Ballonfahrt, sowie bei der Landung zu ver-halten hätten – läuft ähnlich, wie die Instruktionen im Flugzeug ab (hier einfach ohne Schwimm-westen), geht es los.

Alle sechs Ballone werden gleichzeitig aufgeblasen. Dazu ist ein halbes Heer von Mitarbeitern nötig. Die Ballonorganisationen und deren Piloten seien nicht burmesisch, sagte uns Aung Aung noch gestern. Oriental Ballooning dürfte eine englische Organisation sein. Das Heer von Mitar-beitern, welche die niedere, schwere und vermutlich auch schlecht bezahlte Arbeit verrichten, sind ausschliesslich Burmesen. Um sechs Uhr heben alle Ballone kurz hintereinander ab. Die roten zuerst, dann die gelben und zuletzt wir grünen. So steigen wir auf. Es ist richtig friedlich da oben. Jeder hat seinen «Fensterplatz». Mit einem Seil, an dem der Pilot zieht, lässt er immer wieder den Korb, bzw. den Ballon drehen. So öffnen sich uns immer wieder ganz neue Blicke auf die Gegend. Auf einer Höhe von wenigen hundert Metern überqueren wir so Alt-Bagan und dutzende, in gelbes und oranges Licht getünchte Pagoden.

Wie eine rotgelbe Scheibe steigt die Sonne aus einem feinen Dunst empor. Ein neuer Tag bricht an. Die Zeit zerrinnt schnell. Fast zu schnell, um all diese gewaltigen Eindrücke aufnehmen zu können. Nach gut 45 Minuten landen wir auf einer breiten Sandbank am Irrawaddy. Viel länger hätten wir nicht in der Luft bleiben dürfen. Ansonsten hätte uns der Wind über den Fluss getra-gen. Wir haben Landeposition eingenommen. Im Flugzeug hätten wir jetzt die Sitze senkrecht gestellt und die Mobilphones abgestellt. Im Ballon setzt man sich einfach tief in den Korb und hält sich an Schlaufen fest. Sand spritzt in unseren Korb und regnet auf unsere Köpfe. Das Aufsetzen auf der Sandbank verläuft erstaunlich sanft. Nach längerem Warten eilen unsere fleissigen Helfer herbei und schleppen uns zusammen mit dem Korb noch ein paar hundert Meter ab. Wir steigen aus. Bestaunt und umringt von kleinen Kindern, stossen wir mit einer Flasche Champagner auf die geglückte Ballonfahrt an. Dann bekommt jeder noch ein Zertifikat, das uns zusammen mit unzählig vielen Fotos noch lange an diese unvergessliche und einzigartige Ballonfahrt über Bagan erinnern wird.

Übrigens: So eine etwa einstündige Ballonfahrt in einem Korb mit 8 Gästen, kostet rund 330 US$ pro Person.