12. Dez, 2016

Cierva Cove und Mikkelsen Harbour

Heute morgen ankert unsere Sea Spirit an der Cierva Cove. Cierva Cove ist eine Bucht an der Westseite der antarktischen Halbinsel, umge-ben von schroffen Felsklippen und dramati-schen Gletschern. Die Bucht ist zugepflastert mit gigantischen Eisbergen (s. Foto). Die meis-ten dieser Eisberge sollen von nahen Glet-schern stammen. Wieder andere würden von den vorherrschenden Westwinden in die Bucht geblasen, sagt uns unser Führer und Zodiac Fahrer Christian. Am Eingang der Bucht liegt die argentinische Station Primavera, welche immer noch ab und zu in Gebrauch ist. Doch sehen tun wir, wie übrigens auf all’ den anderen Stationen (Ausnahme Great Wall) auch hier weit und breit keine Menschenseele. Dafür ist auf jedem Gebäude die blauweisse argentinische Fahne übergross aufgemalt.

Während wir so durch das Eis cruisen, taucht neben uns plötzlich ein gewaltig grosser Seeleopard auf. Zum Fotografieren reicht es nicht. So schnell wie er aufgetaucht ist, verschwindet er wieder im tiefen, dunklen Meer. Christian steuert unser Zodiac gekonnt durchs Packeis, bis der Motor kurz abstirbt und wir fast steckenbleiben. Nach rund zwei Stunden ist auch diese Tour zu Ende. Zum Schluss noch eine einsame Krabbenfresserrobbe ganz alleine auf einer grossen Eisscholle treibend.

Das Wetter ist einmal mehr herrlich und angenehm warm. Wie so oft sind wir auch heute eher zu warm, als zu kalt angezogen. Aus den Klamotten steigen, Mittagessen, kaum ausruhen und schon geht es weiter.

Die Sea Spirit kommt im Mikkelsen Harbour an. Einer 3 km weiten Bucht, welche vom Schweden Nordenskjöld auf seiner Antarktis Expedition 1901 – 1904 entdeckt wurde. Der Hafen soll später von Walfängern benutzt worden sein um ihre Fabrikschiffe zu ankern. Der Hafen ist benannt nach dem norwegischen Walfang-Kapitän Klarius Mikkelsen, welcher, was für die damalige Zeit sehr unüblich war, seine Ehefrau Caroline mitgebracht hat. Am  20. Februar 1935 soll Caroline als erste Frau bei Vestfold Hills Fuss auf antarktischen Boden gesetzt haben.

Mit unseren Zodiacs landen wir auf einer kleinen Insel, genannt D’Hainaut. Diese liegt inmitten der Bucht Mikkelsen Harbour. Nebst einer Eselpinguinenkolonie treffen wir hier auch noch auf eine Nothütte der Argentinier, sowie auf alte Walknochen - stumme Zeugen aus der Zeit des Walfangs des frühen 20. Jahrhunderts. In dieser kalten Gegend, wo etwa Dreiviertel des Jahres Eisschrank- und die andere Zeit mindestens Kühlschranktemperaturen herrschen, schreitet der Verrottungsprozess mangels Bakterien viel viel langsamer voran, als in wärmeren Gegenden unserer Erde. Dies dürfte wohl auch der Grund sein, weshalb diese gewaltigen Walfischknochen auch nach hundert Jahren immer noch in einem sehr guten Zustand sind.

Wegen des idealen und schönen Wetters kommen wir ausser Plan am Abend noch zu einer besonders schönen, zweistündigen Zodiactour. Auf Spret Island ragen Gebirge mit dazwischen steilen Schluchten aus dem Meer. Gebildet vor Millionen von Jahren aus Magma und Lava. Mit unseren Zodiacs fahren wir durch diese engen Schluchten in Höhlen hinein, umrunden gewaltige Eisberge um später irgendwo wieder in eine Höhle ein- und am anderen Ende aufzutauchen. Ich habe längst meine Orientierung verloren. Bin zu sehr mit staunen und fotografieren beschäftigt, während Marion filmt. Wir sind warm angezogen. Es ist 19.00 Uhr; es geht ein leichter Wind und die gefühlten Temperaturen fallen markant.

Das Schöne ist, man kann im Sommer in der Antarktis die ganze Nacht draussen verbringen, ohne dass man irgendwann von einer hereinbrechenden Nacht überrascht wird. Einfach die Vorhänge ziehen, wenn man Dunkel braucht zum Schlafen.

11. Dez, 2016

Polar Plunge (Teil 1)

Die Sea Spirit steht immer noch vor Anker. Wir sind zurück von unserer Anlandung in Orne Harbour. Mittels Borddurchsage wer-den alle Gäste zu einem Polar Plunge; d.h. zu einem Bad im eiskalten Südpolarmeer, eingeladen. Die Wassertemperaturen dürf-ten so zwischen ein und drei Grad liegen. Brrrrrrrrrrrrrr! Nicht wirklich was für mich. 

Dennoch, fast die Hälfte aller Gäste, da-runter auch Marion, wagen mit einem Seil gesichert, den Sprung von einem Zodiac aus ins eisige Südpolarmeer. Dafür bekommen all' die Mutigen am letzten Tag unserer Antarktisreise ein Zertifikat (s. Foto).

11. Dez, 2016

Polar Plunge (Teil 2)

Für meinen Polar Plunge gab es leider kein Zertifikat - dafür dieses Foto.

Und Mut brauchte ich übrigens auch! Mit einer übergestreiften Schwimmweste auf Deck 5 gehen und ganz alleine in den etwa 38 Grad warmen Whirlpool steigen, wäh-rend ein paar neugierige Gäste mir und meinem Treiben zusehen. Das macht auch nicht Jeder!

11. Dez, 2016

Cuverville Island und Orne Harbour

Cuverville beherbergt eine der grössten Esels-pinguinenkolonien überhaupt. Und das be-kommen wir nicht nur zu sehen, sondern vor allem auch zu riechen und zwar schon lange, bevor wir mit unseren Zodiacs anlanden. Ein-fach schade, dass ich Dir mit meinen Bildern und Texten nicht auch noch gleich den inten-siven und zum Abstechen starken Duft von Pinguinenkot und -pisse in Deine warme Stube schicken kann. Doch, wenn ich dies könnte und täte, dann würdest Du mich bestimmt auf den Mond wünschen und garantiert kein weiteres Mal meine Homepage besuchen. So intensiv riecht es, wenn hunderte und tausende Pinguine - wohlverstanden, nicht etwa in einer chinesi-schen Grossstadt, sondern bei extrem frischer und guter antarktischer Luft - auf engem Raum zusammenleben.

Früh in der Saison liegt Cuverville Island noch unter dichtem Schnee und die Pinguine bilden so-genannte «Pinguinen-Autobahnen». Diese brauchen und nutzen sie, um sich zwischen ihren Nes-tern und dem Meer hin und her zu bewegen. Stets auf der Suche nach dem speziellen, lustigen oder einzigartigen Foto, bekomme ich - den Pinguinen sei Dank - mit etwas Glück und Geduld immer wieder tolle Fotomotive vor die Linse. Pinguine knapp über der Schneekante in deren "Au-tobahnen" zu fotografieren, ist eine von vielen Möglichkeiten, um witzige Aufnahmen zu schies-sen (s. Fotoalbum), wo Pinguine zwischen kleinen Schneemauern fast versinken und nur noch deren Köpfe und allenfalls noch ihre Flügel über die Schneeränder schauen.

Am Rande der Pinguinenkolonien leben auch braune Raubmöwen, genannt Skuas, welche ihrer-seits hier brüten und ihre Jungen mit Pinguineneier und jungen Pinguinen füttern, wenn Pingui-neneltern deren Nester für einen kurzen Moment schlecht schützen.

Am Nachmittag besuchen wir ein Stück weiter Orne Harbour (s. Foto Orne Harbour Bucht). Orne Harbour bietet uns ein spektakuläres Bergpanorama und eine steile Schneewanderung zu einem Sattel, wo jeden Sommer Eselspinguine in einer schwer zugänglichen Pinguinenkolonie brüten. Unglaublich, was Pinguine auf sich nehmen, um möglichst früh im Jahr mit ihrem Brutgeschäft anfangen zu können. Auf dem Weg hinunter machen wir es dann den Pinguinen gleich und rut-schen auf unseren Hintern den steilen, aber doch etwas sehr weichen Hang hinunter. Die Tempe-raturen sind wunderbar warm. Es geht kein Wind und die Sicht in die vergletscherten Berge und riesigen, bis zum Meer hinunterreichenden Gletscher sind fantastisch. Bei schönstem Sonnenlicht bekommen wir heute abend auf der Fahrt aus der Bucht noch ein ganz besonderes Spektakel zu sehen. Ganz in der Nähe tauchen drei bis vier Buckelwale auf, blasen aus und tauchen dann mit weit erhobener Schwanzflosse wieder ab. Darauf haben wir auf unserer Antarktisreise so sehn-lichst gewartet. Zwar konnten wir bisher zwei oder dreimal etwas weit entfernt Buckelwale sichten. Doch entweder war die Distanz zu gross oder die Lichtverhältnisse nicht besonders gut um schöne Fotos zu schiessen. Heute stimmte für einmal wirklich alles. Was Beine hat, steht irgendwo an der Reeling; hält Ausschau; ruft andern zu wenn irgendwo ein Wal, ein Ausblasen oder eine Finne gesichtet wurde; knipst darauf los, was das Zeug hält oder geniesst und staunt einfach - so wie wir!

Für Walbeobachtungen ist es fast noch etwas früh im Jahr. Die meisten Buckelwale oder z.B. der Südkaper, den wir auf der Peninsula Valdés gesehen haben, sind erst auf dem Weg in die Antark-tis. Die beste Zeit für Walbeobachtungen in der Antarktis sei in den Monaten Februar und März, sagt man uns. Umso mehr sind wir erfreut, doch ein paar schöne Beobachtungen machen zu kön-nen.

10. Dez, 2016

Enterprise Island und One Island

Heute wollen wir Enterprise Island und Orne Harbour besuchen. Doch aus organisatori-schen Gründen - ein anderes Expeditionsschiff befindet sich gerade in der Gegend von Orne Harbour - entscheidet unsere Expeditionscrew Orne Harbour erst am kommenden Morgen anzusteuern und dafür heute One Island ins Programm aufzunehmen. Eine gute Idee. Denn der heutige Tag zeigt sich für antarkti-sche Verhältnisse zwar schön – weil praktisch windstill – doch dafür stärker bedeckt. Am Morgen machen wir mit Guide Christian und acht deutschsprachigen Gästen eine wunderbare zweistün-dige Cruise mit einem Zodiac in der Wilhelmina Bucht bei Enterprise Island. In der Wilhelmina Bucht soll ein teilweise unter Wasser liegendes Wrack des Walfängerschiffs Guvernoren bei Foyn Harbour liegen. Das 3433 Tonnen schwere Schiff habe 1915 Feuer gefangen und sei dann auf Grund gelaufen um Männer und Vorräte zu retten. Keiner sei dabei gestorben, wird berichtet. Von diesem Wrack sehen wir heute nichts. Zuviel Eis liegt noch in der Wilhelmina Bucht. Dafür ist unsere Zodiac-Cruise mit Christian umso eindrucksvoller. Zwischen Eisschollen und Eisbergen tauchen wir ein in eine vergletscherte, fast unwirtliche Berg- und Gletscherwelt. Eine Krabben-fresserrobbe - heisst so, soll aber den ganzen Tag auch nur Kryll fressen - spielt mit uns; taucht einmal links, dann wieder rechts vom Zodiac aus dem Meer auf, beäugt uns, um eine kurze Zeit später wieder unter unserem Zodiac zu verschwinden (s. Fotoalbum). Am Horizont reisst der Himmel immer wieder auf und es bilden sich unglaubliche Wolkenstimmungen und Wasser-spiegelungen, wie dieses Foto zeigt.

Am Nachmittag landen wir auf One Island, wo einmal mehr grosse Kolonien von Esels- und Zügelpinguinen beim Brüten sind. Auch hier klauen sich Pinguine gegenseitig fleissig Steine von Nachbars Nest. Das wirkt schon fast wie eine sportliche Betätigung. Mit dem Stein zurück beim eigenen Nest stellt man dann häufig fest, dass einem der andere Nachbar in der Zwischenzeit mindestens auch schon einen oder zwei Steine geklaut hat.

Und mit wieviel Druck Pinguine ihr Geschäft verrichten können, darüber soll es sogar Forschungs-arbeiten geben, erklärt mir Michaela. Selber habe ich dies mit einem doch recht gelungenen Foto (1'500stel Sekunde, Blende 7) festgehalten (s. Fotoalbum).