14. Aug, 2016

In wenigen Stunden treffen wir in Irkutsk ein!

Kilometer 4'763. Wir treffen soeben im Bahnhof von Tulun (Sibirien) ein. Bis Irkutsk sind es noch ziemlich genau 400 Kilometer. In exakt sechs Stunden sollten wir da sein.

Irgendwie sind wir froh, wenn wir die nächsten Tage wieder wandern können. Das 20 Mal drehen auf den harten Pritschen in der Nacht und das fünfmal auf- und abgehen in unserem Wagen oder der mehr oder weniger häufige Gang zu einer der beiden ohrenbetäubend Lärm machenden Toiletten, sobald man die Spülung betätigt, reichen uns einfach nicht. Wir würden uns gerne mehr bewegen, besonders, nachdem wir nach den Azoren eigentlich recht gut eingelaufen sind.

Seit wir in Sibirien sind, hat sich Vieles verändert. So sieht man den Menschen hier ihren asiatischen Einschlag irgendwie an. Und die Landschaft ist viel abwechslungsreicher, offener und hügeliger, ja sogar gebirgig geworden. Auch überqueren wir mehrmals breite Flüsse. Jetzt hoffen wir, dass uns jemand von Baikaltrekking am Bahnhof in Irkutsk abholt. Doch das sollte eigentlich kein Problem sein. Bis jetzt hat alles so gut geklappt und mit Baikaltrekking standen wir vor zwei Tagen nochmals per Mail in Kontakt. Unser nächster Bericht folgt dann aus Irkutsk.

13. Aug, 2016

Stockfisch oder doch lieber warme Kleider?

Unser Zug fährt gerade im Bahnhof von Barabinsk ein. Wir haben soeben unsere zweite Nacht in diesem Schüttelbecher überstanden. Es ist morgen um 07.00 Uhr (Moskauzeit). Barabinsk liegt in Sibirien, 3’000 Kilometer von Moskau entfernt. Bis Irkutsk, unserem nächsten Etappenziel, liegen nochmals 2'153 Kilometer, bzw. zwei Tage und eine Nacht. Aber auch das werden wir überstehen. Genauso wie diese harten, nur knapp 60 cm breiten Liegen. Doch komisch, aus diesen Betten fallen, schafft hier wohl kaum jemand. Dafür sorgt der kleine, ovale Tisch zwischen den beiden Pritschen. Dieser ist nämlich so angebracht, dass sich die an die harten Liegen grenzende Tischkante praktisch auf Kopfhöhe befindet. Bevor man also fällt, schlägt man sich zuerst seinen Kopf am Tisch so tüchtig an, dass man danach kaum noch Lust haben dürfte, auch noch zu fallen.

Wieviel Uhr es aktuell tatsächlich in Barabinsk ist - wir wissen es nicht. Die Bahnhofsuhren richten sich allesamt nach Moskauzeit. Doch wir dürften jetzt Moskau drei bzw. Mitteleuropa vier Stunden voraus sein. Aber irgendwie ist uns dies egal. Wir richten uns nach dem Stand der Sonne. Das Schöne daran, niemand sagt uns, du musst aufstehen und zur Arbeit fahren und genau so wenig sagt uns jemand, wie lange wir zu arbeiten haben. Wir essen, wenn wir Hunger haben und wir schlafen, wenn wir Müde sind. Einer inneren Uhr folgend, haben wir unseren eigenen Rhythmus gefunden. Wir sind angekommen - wir leben zeitlos!

Wir steigen aus und vertreten uns kurz die Beine. Der Zug macht hier einen Halt von etwa 20 Minuten. Draussen warten Mamuschkas (Mütterchen), welche hungrigen und unausgeschlafenen Zugreisenden ihre Produkte, wie getrockneten Fisch, Beeren oder hübsche, warme (Pelz-)Kleider anbieten. So gerne wir der einen oder anderen Mamuschka etwas abgekauft hätten, doch mit Stockfisch den Magen verderben, das wollen wir uns nicht antun und warme Kleider bei jetzt schon fast 25 Grad im Schatten, brauchen wir auch nicht. Also machen wir nur ein paar Fotos und steigen wieder ein. Nächster Halt ist Novosibirsk.

13. Aug, 2016

Gut beobachtet: Die Linken leben im Westen!

Im Gegensatz zum westlichen Europa verkehren in Russland nicht nur die Autos, sondern auch die Züge rechts. So gesehen, sind wir Westeuropäer eine Spur linker als unsere russischen Nachbarn.

Und die Briten erst: Das sind «doppelt Linke»!    🙂

12. Aug, 2016

Wie fällt man in Moskau am wenigsten auf?

Mitteleuropäer, wie wir, welche mit teuren Fotoausrüstungen umgehängt und Stadtplan in der Hand durch die City Moskaus schlendern, werden erstaunlicherweise von den Einheimischen so kaum wahrgenommen. Dies hängt wohl zum einen damit zusammen, dass sich die einheimische Bevölkerung, gemeint sind die europäisch stämmigen Russen (vor dem Ural lebend), sich von deren äusserem Erscheinungsbild von den restlichen Europäern kaum unterscheidet. Da gibt es Russinnen und Russen, die würden gut und gerne als Nordeuropäer, andere als Mittel- und wieder andere, als Südeuropäer durchgehen. Und zum anderen gibt es auch viele russische Touristen aus anderen Regionen Russlands, welche in Moskau ebenfalls mit Fotoapparaten, teuren Handys und Stadtkarten unterwegs sind. Das heisst, solange wir unseren Mund nicht aufmachen, outen wir uns mit unserer Ausrüstung höchstens als Touristen, aber nicht unbedingt als Ausländer. Übrigens: auf unserer Flussfahrt auf der Moskwa haben wir eine armenische Familie kennengelernt, mit der wir auf englisch ein paar Worte wechselten. Zuerst musste ich die Familie mehrfach mit deren Handys fotografieren. Alle Vier, Mutter, Vater, Sohn und Tochter waren je mit einem eigenen Handy ausgerüstet. Und danach durften wir von deren äusserst schmackhaften Aprikosen probieren, welche sie aus Armenien mitgebracht haben.

Dass wir als ausländische Touristen und zwar weder in Moskau, noch in Jekaterinburg allzusehr aufgefallen sein durften, schreiben wir der Tatsache zu, dass wir auf der Strasse mehrfach auf russisch angesprochen und mindestens einmal nach dem Weg gefragt wurden. Letzteres wissen wir auch nur, weil wir in Jekaterinburg gerade mit unserer Stadtführerin Olga unterwegs waren und sie uns anschliessend übersetzte, was die Russin gerade von uns wollte – nämlich, ob wir ihr sagen könnten, wie sie zur nächsten U-Bahn kommt.

Will man in Moskau oder anderswo in Russland garantiert nicht auffallen, so lege man seinen Fotoapparat weg, zücke sein Handy, drücke darauf herum, stecke sich die Stöpsel in die Ohren, telefoniere oder mache damit Fotos. Und wichtig: Beim Gehen immer schön aufs Display schauen! Fast jeder zweite Moskauer ist so oder ähnlich in seiner Stadt unterwegs. Und jeder unserer Taxifahrer hatte auf seinen Fahrten mindestens einmal mit seinem Handy telefoniert. Ganz nach dem Motto: Telefonieren und Autofahren passen bestens zusammen. Für irgend etwas hat uns unser Schöpfer ja schliesslich auch zwei Hände gemacht! 🙂

12. Aug, 2016

Eine wirklich gute Sache!

Bei Fussgängerstreifen oder Strassenkreuzungen sind in den Städten Russlands die Lichtanlagen häufig mit einer rückwärtslaufenden Uhr versehen. D.h. alle Verkehrsteilnehmer, ob Fussgänger, Auto- oder Zweiradfahrer wissen stets wie lange ihre jeweilige Rot- bzw. Grünphase gerade noch dauert. Wir meinen, eine absolut gute Sache, die man auch bei uns einführen könnte.