2. Feb, 2017

Die "Serengeti"

Heute erwartet uns noch ein weiterer Be-sucher beim Frühstück. Es ist dies ein kleiner Skorpion. Auf der Sitzfläche einer unserer Stoff-Faltstühle hat er sich gleich so richtig häuslich eingerichtet. Doch im Gegensatz zu unserem liebgewonnenen «Haus-Wallaby» bekommt der Skorpion von mir keine Hand-fütterung. Auch verspüre ich keine Lust mei-nen Stuhl mit diesem giftigen Spinnentier zu teilen. Deshalb fange ich ihn ein, mache ein paar Fotos und kurz danach landet er weit weg im Gebüsch. Offengestanden - den Skorpion hätte ich Marion besser nicht gezeigt.

Nach zwei Nächten im Mt William Nationalpark heisst es heute aufbrechen und weiterziehen. Diesen Nationalpark kann ich Naturfreunden, die etwas abgeschiedene Parks mit herrlicher Küstenlandschaft und einer vielfältigen, jedoch eher scheuen Tierwelt lieben und wo man abends auf den kargen Wiesen mit etwas Glück auch noch Wombats sieht, unbedingt empfehlen. Die Campgrounds im Park gehören eher zu den einfacheren Tasmaniens. Gibt es hier doch weder Duschen, Trinkwasser noch fliessend Wasser. Auf Campground 4 gibt es einzig Wasser aus einem grossen Tank, das lediglich zum Waschen geeignet ist.

Unser heutiges Ziel: Der Narawntapu Nationalpark. Der Park liegt an der Nordküste Tasmaniens, etwa 30 Kilometer östlich von Devonport. Unsere Fahrt führt uns heute auf relativ wenig befah-renen Strassen, davon etwa 50 Kilometer Schotterstrasse, zuerst nach Bridport, weiter nach George Town und dann nach Beaconsfield. Von da sind es bis in den Narawntapu Nationalpark nochmals etwa 50 Kilometer. So sind wir heute rund 180 Kilometer unterwegs.

Spät nachmittags treffen wir auf Campground Springlawn, direkt beim Visitor Center (Parkein-gang) ein. Hier haben wir wieder fliessend Wasser (jedoch kein Trinkwasser), Duschen, sowie Strom. Der Narawntapu Nationalpark wird auch als «Serengeti» Tasmaniens bezeichnet. Was damit gemeint ist, erfahren wir auf unserem Spaziergang heute abend. Die vielen Tiere, die wir hier beobachten können, übertrifft Alles, was wir auf Tasmanien bis dato gesehen haben. In einem unserer Bücher wird u.a. beschrieben, dass es hier äusserst viele Wombats haben soll. Der Autor schreibt, er habe sich irgendwo hingesetzt und zur gleichen Zeit 93 Wombats gezählt. Diese knuddeligen Braunen haben es uns angetan. Wegen denen haben wir den weiten Weg ganz in den Norden Tasmaniens unternommen.

Bei tiefstehender Sonne wandern wir also an der Südküste der Springlawn Lagune entlang. Und tatsächlich! Der Vergleich mit der «Serengeti» ist nicht übertrieben. Hier begegnen wir einer Vielzahl von Forester Känguruhs, Bennett (Redneck) Wallabies und am Rande der Waldstreifen auch den endemischen Pademelons (kleine, dunkelbraune Wallabies). Doch Wombats suchen wir vergebens. Vielleicht sind wir einfach am falschen Ort! Die Känguruhs und Wallabies sind hier nur begrenzt scheu. So spazieren wir mitten durch die «Herden», machen Fotos und ein paar Video-aufnahmen. Manchmal haben wir auf der einen Seite eine Gruppe Känguruhs und auf der ande-ren die kleineren Wallabies oder umgekehrt.  Die meisten lassen uns bis auf eine Distanz von unter 20 Metern heranspazieren. Bei tiefstehender Sonne – der Abend ist wunderbar klar und wolkenlos – lassen sich so herrliche Aufnahmen machen.

Auf dem Rückweg treffen wir auf einen älteren Australier, der gerade Känguruhs fotografiert. Ich frage ihn, ob er irgendwo Wombats gesehen hätte. Wir seien wegen denen hier. Dann zeigt er auf die fussballgrosse Wiese vor uns und sagt, vor fünf bis sechs Jahren sei diese Wiese abends voller Wombats gewesen. Heute gäbe es im Park nur noch ein paar Wenige. Und es würden im-mer weniger. Der Australier erzählt von irgendeiner Krankheit, welche die Wombats in diesem Park befallen würden und an denen die Wombats sterben, bzw. gestorben seien. Jetzt bin ich aber enttäuscht. Ist doch unser kleiner Reise- und Wanderführer, in dem von den vielen Wom-batbeobachtungen geschrieben steht, erst vor Kurzem erschienen.

Der Park ist trotzdem sehr schön und unheimlich tierreich. Leider bald um eine Tierart ärmer.

Dann erzählt mir der Australier, dass er vor vier Tagen gleich drei Platypus (Schnabeltiere) gesehen hätte. Da werde ich aber hellhörig. Liegt doch dieser Ort in Latrobe, weniger als 40 Kilometer vom Narawntapu Nationalpark entfernt. Eigentlich hatten wir geplant, zwei Nächte in diesem Park zu verbringen und dann weiter in Richtung Süden zu ziehen. Doch in Anbetracht dieser Neuigkeiten ändern wir unser Programm und ziehen morgen nach Latrobe.

2. Feb, 2017

Ganzkörper-Rasur!

Wir haben mit unserem «Haus-Wallaby» be-reits richtig Freundschaft geschlossen. Auf jeden Fall mussten wir auch heute nicht rufen. Beim Frühstück war es wieder da. Und diesmal hat die Wallaby-Dame bereits etwas Manieren angenommen. Übrigens: Kängeruh- und Wal-laby-Damen erkennt man an ihrem Einkaufs-Beutel, den sie vorne tragen. Wie gesagt, un-sere Wallaby-Dame wartet heute schön brav, bis ich ihr eine feine, sauber gewaschene Ka-rotte gebe. Schliesslich bekommt sie von mir auch noch eine Ganzkörper-Rasur (s. Foto). Darauf hat sie sich besonders gefreut!

Hier zeigen wir Dir, wie unser Haus-Wallaby vor der Rasur ausgesehen hat. Auf das Foto danach musst Du leider verzichten. Denn dies ist eine anständige Homepage, auf der keine Naktbilder veröffentlicht werden.

 

P.S.

Bevor sich nun empörte Tierschützer zu Wort melden, sei gesagt, unserem Haus-Wallaby habe ich selbst-verständlich kein Haar rasiert. Das Foto ist gestellt und der Text ist ein Witz!

1. Feb, 2017

Schneeweisse Sandstrände

An der Ostküste Tasmaniens – je weiter nörd-lich, desto schöner - reihen sich Traumstände - einer an den anderen. Bereits am «Winglass Bay» des Freycinet Nationalparks, dann aber auch auf unserem letzten Campingplatz an der «Bay of Fire» und nun auch hier im Mt. Willi-am Nationalpark zwischen «Stumpys Bay» und «Cod Bay» treffen wir auf puderweisse, wun-derbare Strände. Wären diese Strände irgend-wo in der Karibik, so würde ich nicht zögern und gleich ins Meer hineinrennen. Nur lei-der treffen hier Traumstrände auf ziemlich frisches Meer. Dabei sind Wind und Wellen nicht selten kräftig und das Meer rauh. Marion kann es aber trotzdem nicht lassen und hält kurz ihre Füsse ins Wasser. Hauptsache Wasser.

Heute machen wir eine rund 2 stündige Wanderung. Zuerst durch Buschland und dann entlang der Strände von Cod Bay zum Coble Rocks und weiter zum Boulder Point. Die Wanderung startet beim 4. Campingground am Stumpys Bay mit «Cobler Rocks» ausgeschildert. Es ist ein einfacher Pfad. Aber Achtung! Das warme, fast windstille Wetter lässt eine Unmenge an Fliegen, sowie ein paar Bremsen äusserst aktiv werden. So aktiv, dass wir die Fliegen dauernd im Gesicht haben. Die Strandwanderung lohnt sich aber unbedingt.

1. Feb, 2017

Wir haben Besuch!

Nicht zuletzt, weil wenig besucht, verhalten sich Wildtiere im Mt. William Nationalpark gegenüber Menschen besonders scheu - die meisten jedenfalls!

Forester Känguruhs konnten wir uns auf Maria Island auf eine Distanz von etwa dreissig Me-tern nähern. Hier im Mt William Nationalpark fliehen Forester Känguruhs bereits bei Sichtdi-stanz. Auch bei den beiden Wombats von ges-tern war es reiner Zufall, dass wir dem einen fast auf die Füsse treten konnten. Am wenigsten scheu und am häufigsten auch Tags zu sehen, sind diese putzigen Redneck Wallabies. So dürfte es auf Tasmanien in fast jedem Nationalpark und auf jedem Busch-Campingplatz immer ein paar wenige Wallabies geben, welche die Scheu vor Menschen komplett verloren haben und sich in der Regel wie artige Haustiere verhalten.

Dennoch, etwas überrascht sind wir schon, als uns heute morgen dieses Wallaby besucht und gleich auch noch fast den Frühstückstisch abräumt. Schliesslich tue ich genau das, was sich dieses Wallaby wohl schon längst gewohnt ist. Ich füttere es mit ein wenig Apfel und einer Karotte. 

Ich sage mir, wenn schon ein handzahmes Wildtier füttern, dann wenigstens mit gesunder Roh-kost!

31. Jan, 2017

Fast auf die Füsse getreten!

Kurz hinter Gladstone endet die asphaltier-te Strasse. Auf den letzten 20 Kilometern zum Mt. William Nationalpark fahren wir auf unbe-festigter, jedoch bestens präparierter Natur-strasse. Ganz so ab von der Zivilisation sind wir dann doch nicht. An der Musselroe Bay, am nördlichsten Ende des Mt. William Parks gibt es eine kleine Siedlung, die jedoch ziemlich ausgestorben wirkt – besteht vermutlich fast alles aus Ferienhäusern. Unser Buschcamping-platz befindet sich am Stumpys Bay. Er ist nett, überschaubar und sehr einfach. Trinkwasser gibt es hier keines. Dementsprechend wird dieser Nationalpark auch im Hochsommer nur von wenigen Gästen besucht.

Im Mt William Nationalpark wollen wir erneut auf Pirsch gehen und nach Wombats Ausschau hal-ten. Auf den grossen, stark abgeweideten Grasflächen lassen sich die kugeligen «Braunen» am besten beobachten. Nach 19.00 Uhr, eine Stunde, bevor die Sonne untergeht, fahren wir auf den «Forester Känguruh-Drive», stellen das Auto bei einer der grossen Wiesen ab und schauen uns um. Wir sind offenbar noch zu früh. Ausser ein paar Wallabies am Waldrand sind noch keine Tie-re auf der offenen Grasfläche zu sehen. Also parken wir unser Wohnmobil am Strassenrand und gehen auf die Wiesen und ins dichte Grasland spazieren. Scheue Wallabies und vereinzelt auch riesige Forester Känguruhs fliehen vor uns, bevor wir sie so richtig zu sehen bekommen. Etwa eine halbe Stunde lang marschieren wir kreuz und quer über Wiesen und durch dichtes Grasland. Dabei begegnen wir ein paar grossen Wombathöhlen von mindestens 50 bis 60 cm Durchmesser. Meist gut getarnt und versteckt unter Wurzeln oder hohem Steppengras. 

Bereits auf halbem Weg zurück zu unserem Wohnmobil biegen wir um einen weiteren grossen Grasbusch. Und siehe da, knapp zwei Meter vor uns grast seelenruhig ein Wombat. Er hat uns noch nicht bemerkt, läuft dann aber trotzdem langsam hinter einen Busch. Meine Kamera noch nicht in Stellung gebracht, ist der Pelzknuddel bereits weg. Wir gehen etwas näher auf die Büsche zu. Und dann kommt er unvermittelt aus einem der Büsche raus. Auge in Auge stehen Wombat und ich höchstens noch einen Meter voneinander entfernt. Wohl mindestens so überrascht, wie ich, schaut mich der Braune mit seinen kleinen Knopfaugen gross an und bleibt wie angewur-zelt stehen. Dann, wie auf Kommando ergreift er die Flucht. So plump wie diese Wombats ausse-hen mögen, so schnell können die rennen. Kaum zu glauben, was der drauf hat! So rennt doch diese kurzbeinige Pelzkugel über eine nackte Grasfläche mindestens 200 Meter weit, schneller als ein Hase, ohne sich auch nur einmal nach mir umzudrehen. Erst kurz vor sicherem Gebüsch ver-langsamt er sein Tempo. 

So kommen wir zu unserer ersten Begegnung mit einem Wombat. Einer Begegnung, wo wir dem kleinen Braunen fast auf seine Füsse getreten sind. Und mein erstes Wombatfoto zeigt eine ra-send schnelle, kurzbeinige Pelzkugel von hinten (s. Foto).