24. Sep, 2016

Das ultimative Laufvergnügen für alle Berg- und Stiegenläufer!

Mehr als 6'000 km ist sie lang, diese chinesische Mauer aus der Ming Dynastie. Ihr Wahrzeichen nennen die Chinesen schlicht und einfach die «Grosse Mauer». Teils renoviert, wie auf diesem Bild und teils stark renovationsbedürftig, wie auf anderen Bildern. Etwas ist aber überall gleich. Das imposante und eindrückliche Bauwerk sucht sich auf ihrem Weg durch das heutige China immer und überall die höchsten Punkte der Landschaft aus. 

So werden Berge und Gipfel in der Regel schnurgerade überwunden. Ein steiles bergauf und bergab ist die Folge davon. Die ersten Tage unserer Chinareise erwandern wir an verschiedenen Stellen kürzere und längere Streckenabschnitte der Grossen Mauer. Im Wohushan-Gebirge beim Wasserdorf Gubei zeigt mir meine Laufuhr (ein Relikt aus meiner eigenen Zeit als Läufer), dass wir über eine Distanz von einem Kilometer 300 Höhenmeter machen. Und wenn ich richtig gezählt habe, sind wir dabei 1'600 Treppen hochgestiegen. Entsprechend der Steilheit des Geländes sind die Treppenstufen ganz unterschiedlich – mal niedrig, mal extrem hoch – jedoch nie genormt und selten mit einer gängigen Tritthöhe.

Ich meine, das wäre doch noch ein Trainingsgelände für unsere Bergziegen und Stiegenläufer. Nur schade, dass es auf der Grossen Mauer keine Laufveranstaltungen gibt. Auf jeden Fall sind unserer Reiserführerin, Frau Wang Rui, keine Laufevents auf der Grossen Mauer bekannt. Ich bin mir sicher, würde die Grosse Mauer bei uns im Westen stehen, so würde man bestimmt nicht nur darauf wandern. Auf jeden Fall wäre die Grosse Mauer für Kurz-, Mittel- oder Langdistanzen oder dann gleich für mehrwöchige Giga-Ultra-Läufe wie geschaffen.

Ich bin mir sicher, auf einer Gesamtlänge von 6'000 Kilometern würde bestimmt jeder noch so verrückte Läufer seine Distanz finden!

 

21. Sep, 2016

Schreiben, ausruhen und essen!

Eigentlich wollten wir heute nebst einem Ausruh- und Schreibtag auch noch dem nahegelegenen Kaiserpalast einen Besuch abstatten. Doch zu unserer Überraschung startet der heutige Tag genau so, wie man uns prophezeite, die meisten Tage in Peking und halb China seien. Nämlich mit viel Dunst – sprich Smog. Zwar hängt heute der Smog nicht extrem tief. Es könnte noch viel schlimmer sein. Doch er verdeckt den Himmel und die Sonne so stark, dass wir uns wie an einem nebelverhangenen Herbsttag zu Hause in der Schweiz vorkommen. Rausgehen und den Kaiserpalast ansehen, dazu haben wir irgendwie keine Lust. Nach dem gestrigen langen und ziemlich anstrengenden Tag durch die riesigen Tempel-, Palast- und Parkanlagen der Ming- und Qing-Dynastien, welche sich im Baustil irgendwie alle einander ähneln, beschliessen wir heute in unserem Hotel zu bleiben, Bücher auf Marions «Tolino» herunterzuladen, weiter an unseren Berichten zu schreiben und Fotos zu sortieren.

Am Abend finden wir dann gleich hinter unserem Hotel noch ein kleines, gutes und von Einheimischen rege besuchtes Restaurant. Wir staunen nicht schlecht. Was da so alles in den Mägen der meist kleinen und zierlichen Chinesen Platz findet. Neben uns sitzt eine einzelne junge Chinesin. Nicht übertrieben. Die sitzt bestimmt vor fünf gehäuften Platten mit Essen. Davon sicher drei mit Fleisch und zwei mit Nudeln, Gemüse und Reis. Jede Platte umfasst mehr, als was in einen unserer grossen Suppenteller passt. Während die junge Chinesin mit den Fingern ihrer linken Hand auf ihrem Handy herumtippt - machen fast alle, immer und überall so - hält sie in deren rechten Hand das Besteck – zwei Stäbchen; stochert, mit dem Blick immer auf ihr Handy gerichtet, in einer der Platten herum und fischt sich etwas heraus; isst; tippt weiter auf dem Handy herum und steckt ihre Stäbchen in die nächste Platte. Die Chinesin sass schon an ihrem Platz, als man uns den unsrigen zuwies und sie war noch da, als wir das Restaurant verliessen. Keine Ahnung! Vielleicht sitzt sie immer noch da und stochert in irgendetwas herum, während ich in unserem Hotel diesen Bericht schreibe.

19. Sep, 2016

Erster Eindruck von Peking

Fast so pünktlich, wie eine Schweizer Uhr, erreichen wir heute Mittag Peking. Das Wetter ist wunderschön, trocken und mit etwa 27 Grad angenehm sommerlich warm. Uns wird gesagt, dieses Wetter sei für Peking sehr untypisch. Meist sei alles grau in grau. Nicht wegen des schlechten Wetters, sondern wegen des Smogs. Selbst an schönsten Tagen, egal ob Sommer oder Winter, könne der Smog so stark sein, dass man bereits auf eine Distanz von 50 Metern Gebäude nur noch schemenhaft erkennen könne. Uns soll's recht sein. Gerne nehmen wir dieses untypische Pekingwetter.

Einmal mehr klappt auch hier in China alles wie am Schnürchen. Am Bahnhof erwartet uns eine Mitarbeiterin der lokalen Tourorganisation und bringt uns in unser Hotel. Unser 40tägiges Chinaprogramm haben wir uns vom Reisebüro Hauger in Luzern zusammenstellen lassen. Um die Details, wie z.B. die Qualität der Hotels, haben wir uns nie gekümmert. Nach der sehr einfachen Infrastruktur, welche wir während gut 17 Tagen in der Mongolei hatten, konnten die Unterkünfte in China wohl kaum noch einen tieferen Standard aufweisen, sagten wir uns und liessen uns überraschen. Dann das! Das haut uns fast aus den Socken. In Peking sind wir im fünf Sterne Hotel Regent (s. Bild) einquartiert. Und das ist noch nicht Alles. Weil unser Deluxe-Zimmer bei unserer Ankunft noch nicht gereinigt ist, erhalten wir ein Upgrade auf eine zwei Zimmer Suite im siebten Stock mit einem Grundriss von mindestens 60 m2 und allen Annehmlichkeiten, welche man sich in einer Suite vorstellen kann. Und dies ohne Aufpreis. Einen krasseren Gegensatz als zum Schlafen in Jurten bei den Nomaden kann es fast nicht mehr geben.

Schliesslich nützen wir das schöne Wetter und machen uns am Nachmittag gleich auf in die Altstadt, genannt Hutong, welche vor den Olympischen Sommerspielen im Jahre 2008, bzw. im Rahmen der Modernisierung Pekings, der Abrissbirne nicht zum Opfer fiel. Es sind dies die kleinen Gässchen, die ebenso kleinen Touristenläden, Restaurants und ein grösserer See, welche zum Flanieren einladen. Im Gegensatz zur Mongolei hinterlässt Peking einen äusserst sauberen Eindruck. Gleichzeitig fällt aber auch die grosse Polizeipräsenz auf. Fast an jeder Ecke stehen sie, die Polizisten. Und noch etwas fällt uns auf. Wir sind nicht mehr allein! Komisch, in der riesigen, fast menschenleeren Steppe der Mongolei sind wir uns ähnlich vorgekommen, wie hier in diesen Menschenmassen Chinas. Einsam, klein und verloren.

Wir lassen uns diese neue, fremde Welt auf uns wirken; beobachten Menschen und wollen herausfinden, was diese Menschen so bewegt.