Kleine Gobi - Sanddünen von Yoliin Am
Der heutige Tag startet wolkenlos. Diese Nacht in der Gobi, auf einer Höhe von 2'200 Metern über Meer, war bitterkalt. Wir in unserem nahezu luftdichten Zelt und unseren warmen Daunenschlafsäcken, welche wir bereits von zu Hause mitbrachten, schliefen zwar auf ziemlich hartem Boden, weil die uns von Explore Mongolia zur Verfügung gestellten, dünnen Matten etwas gar dünn waren. Doch dafür froren wir wenigstens nicht. Dies ganz im Gegensatz zu Battuul und Otog, welche - man kann es wohl kaum anders sagen - einfach zu faul waren ihr eigenes Zelt aufzustellen und ihnen daher nichts anderes übrig blieb, im Auto zu nächtigen. Wie sie uns heute morgen bestätigen, kämpften sie mächtig mit den nächtlichen Temperaturen, welche eher unter, als über dem Gefrierpunkt lagen. Egal, ob hart geschlafen oder ziemlich durchfroren, sortiert jeder heute morgen zuerst einmal seine Knochen. Nach einem guten, jedoch einfachen Frühstück kommen die Lebensgeister langsam aber sicher in meine müden Knochen zurück. Ich habe noch nie so gerne heissen Tee getrunken, wie diesen Morgen.
Um 09.30 Uhr haben wir dann alles abgebaut und im Toyota verstaut. Wir verlassen unseren einsamen Platz weit ab von jeglicher Zivilisation und dutzende von Kilometern entfernt vom nächsten Camper. An diesem Ort dürften wir am südlichsten und wohl auch höchsten Punkt unserer Mongoleireise gewesen sein. Wir fahren, oder besser noch, wir rasen in Richtung Westen los. Otog packt wieder einmal einen seiner Spezial-Agro-Rallye-Tage aus. Gleichzeitig redet er auf der ganzen Fahrt fast ununterbrochen auf Battuul ein. Selbstverständlich verstehen wir kein Wort. Doch er kichert und lacht und schwatzt, als ob er auf einem etwas speziellen Trip wäre. Am meisten lacht er, wenn die Piste uneben, holprig und voller Schlaglöcher ist. Dann fühlt er sich im Element. Die zwei, drei Autos, denen wir begegnen, überholt er ziemlich zügig. Manchmal frage ich mich – haben wir anstelle einer Mongoleireise eine Gobi-Ralley gebucht? Zum Glück ist unser Toyota sehr gut gefedert und die Sitze weich gepolstert. Meine Bandscheiben machen erstaunlich gut mit. Oder besser gesagt, sie haben sich dem Fahrstil von Otog mittlerweile bestens angepasst. Nach knapp 100 km tauchen auf der linken Seite die ersten Sanddünen der Kleinen Gobi auf. Eine rund 180 km lange Düne zieht sich zwischen zwei Gebirgszügen von Ost nach West.
Etwa 20 km von den Dünen entfernt, erreichen wir nach 150 km, bzw. um 13.30 Uhr unser nächstes Jurtencamp. Wie jedes der Camps zuvor, ist auch dieses sehr sauber und gepflegt. Und die Bediensteten sind hilfsbereit und bringen das Gepäck zu unseren Jurten. Gegen 16.00 Uhr fahren wir dann noch zur höchsten der Sanddünen. Diese dürfte mindestens 250 bis 300 m hoch sein. Marion und ich erklimmen diese Düne. Eine ziemlich anstrengende Angelegenheit. Der Sand ist tief und die Düne äusserst steil. Bei jedem Schritt vorwärts rutscht man mindestens wieder einen halben zurück. Nach 40 Minuten erreichen wir dann den Kamm. Ein herrlicher Ausblick auf weitere Dünenkämme und die dahinterliegenden kleineren Sanddünen tut sich uns auf. Battuul und Otog schaffen es bis zur Hälfte. Dann bleiben sie im Sand sitzen, bis wir im Eilschritt, ähnlich wie im Tiefschnee, die Dünen hinunterrennen. Auf halbem Weg begegnen wir einer Gruppe Deutscher, welche in der Gobi auf einer dreiwöchigen Wanderreise ist. Ansonsten ist auch hier wenig los. In unserem Jurtencamp sind wir die einzigen Touristen. Ziemlich verlassen und einsam sieht die Anlage aus. Ende September schliessen sie hier die Tore und bauen die Jurten ab.