Blutegeltour mit Jo
Nachdem Sämi und Helena erfuhren, was uns auf der heutigen Tour erwartet, winken sie ab und entscheiden sich für einen dschungelfrei-en Tag. Ist das lieb von den Beiden. Jetzt müs-sen wir uns nicht einmal um die Blutegel strei-ten!
Wie bereits gestern, holt uns heute Jo gegen 9.30 Uhr beim Mutiara Resort ab. Wir dringen ein in den Dschungel. Hinter uns schliesst sich das Blätterdach. Und nach rund zweihundert Metern ist es fertig mit Holzsteg. Die ersten Kilometer ist der Pfad noch relativ trockenen. Unterwegs begegnen wir mächtigen Baumriesen. Einige mit breit ausladendem Wurzelwerk. Andere einfach nur mit grossem Umfang. Die meisten der Bäume sind extrem hoch. Bäume, welche teilweise mehrere hundert Jahre alt würden, sagt Jo. Dann zeigt er uns Sandelholz. Ein extrem teures Holz aus dem Parfüm hergestellt wird. Dieses Holz sei besonders bei Moslem sehr beliebt. Dürfen doch Moslems ihres Glaubens wegen nicht nur keinen Alkohol trinken, sondern auch keine alkoholhaltigen Parfüms verwenden.
Jo sagt, wir hätten Glück, dass es letzte Nacht nicht geregnet hätte. So sind der Waldboden und auch unser Weg vorerst erstaunlich trocken. Dennoch, ab und zu wird der Weg etwas madig und matschig. Auch müssen wir zweimal kleinere Bäche queren. Wir haben uns gut gegen Moskitos eingesprüht. Dies soll auch gut gegen Blutegel sein, erklärte uns Jo vor unserer heutigen Wande-rung. Wir sind guten Mutes, dass uns diese «Wadenbeisser» in Ruhe lassen. Doch zu früh gefreut. Zuerst liest Jo Blutegel an seinen Schuhen und Waden ab und dann entdecken auch wir welche wie sie versuchen unsere Schuhe im Eiltempo zu überwinden. Fort damit! Jo erklärt uns, Blutegel seien blind. Die kleinen «Würmer» würden sehr empfindlich auf Vibrationen und wohl auch auf Körperwärme und Gerüche reagieren. Wir stellen fest, am wenigsten Blutegel bekommen wir dann, wenn wir möglichst schnell gehen. Und am meisten, wenn wir stehenbleiben. Dann kom-men diese Viecher auf dem Waldboden nicht nur angekrochen, sondern mit hoch erhobenem «Rüssel» geradezu angerannt. Wären diese Plaggeister nicht so lästig, dann würde ich über das Anrennen der Blutegel sogar lachen können. Sieht nämlich wirklich witzig aus! Jo beruhigt uns. Blutegel seien gut für unsere Gesundheit. Nur frage ich mich, wieso er dann diese Blutsauger bei sich nicht einfach machen lässt?
Um 11.00 Uhr erreichen wir einen kleinen, ruhig fliessenden Nebenfluss des Sungai Tembeling. Hier warten wir auf ein Kanu, welches Jo noch vor unserer Tour bestellt hat und schliesslich mit zwanzig minütiger Verspätung eintrifft. Das Kanu bringt uns auf dem seichten und wenig Wasser führenden Fluss zu einem Fischsanctuary (Fischschutzgebiet). An guten Tagen, wenn der Fluss klar sei, sagt uns Jo, könne man hier vom Boot aus grössere Fische sehen. Das Wasser ist zwar klar, jedoch relativ dunkel, sodass wir keine Fische sichten. Dafür gehen wir hier an Land und essen unseren Lunch, den uns Jo mit dem Boot bringen liess. Anschliessend fahren wir weiter flussaufwärts. Es ist wirklich ruhig hier. Keine Touristen in der Gegend. Nur das Motorengeräusch des Bootes und ganz unterschiedliche Geräusche aus dem Dschungel dringen an unsere Ohren.
Dann ist fertig mit Bootfahren. Der Wasserstand ist selbst für unser kleines, vierplätziges Boot zu niedrig. Wir steigen aus und wandern mit Jo nochmals eineinhalb Kilometer weiter flussaufwärts, bis wir herrliche Stromschnellen erreichen. Unterhalb der Stromschnellen gibt es einen schönen Badeplatz. Wir haben den Badeplatz ganz alleine für uns. Das Wasser ist erfrischend und wohl-tuend. Bevor die Touris von Kuala Tahan gegen 14.00 Uhr scharenweise zum Baden hierherkom-men, reisen wir wieder ab – flussabwärts zu unserem Resort.
Ein wirklich schöner Tag geht zu Ende. Und dies erst noch ohne grosse Blutegel-Blessuren. Dafür mit einer Familie Wildschweine, welche spät abends um unseren Bungalow herumzieht.