Obst liebe ich weit mehr, als etwa Salat oder Gemüse. Und weil auch Marion gerne viel fri-sches Obst isst, sind wir mit Obst meist gut be-stückt. Dies gilt ganz besonders auch auf
unse-rer Australienreise. Zur Zeit sind Früchte, wie Pflaumen, Nektarinen, Orangen, Äpfel und Wassermelonen angesagt. Doch wer schon mal in Australien unterwegs war weiss, wer Obst mitführt, kann in diesem Land erhebliche Probleme bekommen.
Regelungen, dass man gewisse Sachen nicht oder nur beschränkt einführen darf, kennen wir in Europa und auch vielerorts in der Welt nur länderübergreifend. Nicht so in Australien.
Kommt man z.B. vom australischen Festland nach Tasmanien, so trifft man am Flughafen von Hobart auf fast quarantäneartige Zustände. So ist auf Tasmanien das Einführen von Lebensmitteln weitge-hend untersagt. Ähnliche, jedoch nicht
ganz so extreme Restriktionen, pflegen einzelne Bundes-staaten auf dem australischen Festland untereinander. So z.B. South Australia, wie auch Victoria oder Staaten im Norden Australiens. Strenge Einfuhrbestimmungen gibt es da insbesondere, was das Mitführen
von Obst anbetrifft. Diese Staaten wollen damit vordergründig ihre Obstkulturen vor dem Einführen von Krankheiten und Parasiten, wie z.B. der Obstfliege schützen (s. Foto – aufgenommen auf dem Stuart Highway im Bundesstaat Victoria).
Doch hinter diesen Massnah-men könnte noch weit mehr stecken.
Denn bei diesem Reiseverkehr, der in Australien herrscht, hege ich erhebliche Zweifel daran, dass die Obstfliege
oder andere Obst schädigende Parasiten und Krankheiten nicht schon in ganz Au-stralien verbreitet sind. Hinzu kommt, in allen australischen Aldi-Filialen, Woolworths, sowie an-deren Lebensmittelketten konnten wir bisher immer die gleichen Früchte
und zwar unabgepackt kaufen. Und heute dürfte in allen Obstkulturen Australiens, ähnlich wie bei uns in Europa, mehr als genug Chemie zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt und verspritzt werden.
Mein Verdacht deshalb: Mit ihren Einfuhrbestimmungen versuchen die einzelnen Staaten ihre Obstproduzenten primär wirtschaftlich zu schützen. Denn wer ohne Obst einreist, der deckt sich vor Ort ein. Und die heimische
Wirtschaft dankt!
Weil wir heute von Kangaroo Island – die Insel liegt im Bundesstaat South Australia – möglichst zügig zurück nach Sydney – genau genommen in die Blue Mountains - im Bundesstaat New South Wales fahren wollen und dabei auf dem Stuart Highway, ganz im Norden auch noch den Bundes-staat Victoria kreuzen müssen, haben wir an
der Grenze zwischen South Australia und Victoria wieder einmal so ein «Obstproblem». An einem Checkpoint in Gegenrichtung sehen wir, wie ein Auto ziemlich gründlich kontrolliert wird. Kurz danach steht an einem Strassenschild gross ge-schrieben,
dass das Mitführen von Obst verboten sei und Zuwiderhandlungen zu einem Bussgeld von bis zu 600.00 Dollar führen kann. Und als auch noch ein Schild mit der Aufschrift kommt, es würden Obstfliegeninspektionen durchgeführt, wird uns
die Sache doch irgendwie ungemütlich. 600 Dollar sind uns unsere Früchte dann doch nicht wert. Aber was tun mit dem vielen Obst? Am Strassenrand sind Obstentsorgungskontainer aufgestellt. Da rein werfen, wollen wir unser feines Obst
aber auch nicht. Allso starten wir mit mehr als einem Kilogramm Äpfel, einer Nektarine, zwei Orangen und einem halben Dutzend Zitronen
eine grosse Obstverwertungsaktion.
Marion presst alle Zitronen aus und füllt deren Saft in unsere Mineralwasser- und Teeflaschen ab. Ich schäle die Orangen und
esse eine, sowie eine halbe Nektarine. Danach geht es ans Äpfel es-sen. Nach fünf Äpfeln kann auch ich nicht mehr. Marion hilft tüchtig mit. Zum Schluss platzen wir fast. Doch wir haben es nahezu geschafft. Wir müssen fast keine Früchte
wegwerfen.
Übrigens: Kontrolliert wurden wir weder im Bundesstaat South Australia noch in Victoria. Und New South Wales kennt anscheinend keine solchen
Einfuhrbestimmungen. Entweder man lebt in New South Wales schon länger mit Obstkrankheiten und Parasiten oder
man will seine Gäste nicht unnötig verärgern oder zu einer unsinnigen Obstverwertung anhalten.