Unterwegs mit der Qinghai-Tibet-Bahn
Eine Reise mit der Qinghai-Tibet-Bahn ist etwas vom Schönsten und Spektakulärsten, was China in Sachen Bahnreisen zu bieten hat. Am 1. Juli 2006 wurde das 3,3 Milliarden teure Projekt, welches Peking mit Lhasa im Hochland Tibets verbindet, eröffnet. Dies wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen. Weil sich das mit Abstand schönste Teilstück zwischen Xining und Lhasa befindet, besteigen wir heute um 14.00 Uhr in Xining diese Bahn.
Zuvor besuchen wir aber noch etwas ausserhalb von Xining das buddhistische Kloster Kumbum. Früher sollen hier rund 4000 Mönche gelebt haben. Jetzt seien es noch rund 700 erklärt uns unsere Reiseführerin. Tempel, Buddha – Buddha, Tempel. Für noch so jeden Wunsch kann man hier eine Buddha-Figur anbeten. Auf unserer Reise durch die Mongolei und China haben wir bereits mehrere buddhistische Tempel und Klöster besucht. Irgendwie haben wir das Gefühl, das Ganze wiederholt sich immer wieder. So, als ob wir zu Hause eine Kirche nach der anderen besuchen würden. Jedenfalls sieht für uns irgendeinmal jeder Tempel und jedes Kloster gleich aus. Kann aber auch gut sein, dass wir das Ganze einfach zu wenig verstehen. In Sachen Klöster steht uns die ganz grosse Herausforderung aber noch bevor. Und zwar in der buddhistischen Hochburg Lhasa. Doch zuerst freuen wir uns einmal auf die 22stündige Zugfahrt von Xining nach Lhasa.
Gespannt sind wir, wie wir auf dieser Fahrt mit der Höhe und der dünnen Luft zurecht-kommen. Beim Besteigen des Zuges staunen wir erst einmal. Wir müssen eine Deklaration unterzeichnen, (wohl so etwas, wie einen Haftungsausschluss der Bahn), dass wir gesundheitlich fit, bzw. in der Lage sind auf 3'000 Meter hoch zu steigen. Doch wir fragen uns, was soll das? Denn auf dieser Zugfahrt überwindet die Bahn einmal eine Höhe von 5'100 Metern. Und gleichzeitig bewegen wir uns vielfach auf einer Höhe von über 4'000 Metern. Was uns dann doch etwas beruhigt, jedes Abteil und jede Liege ist für den Notfall mit einem Sauerstoffanschluss ausgestattet. Wegen der dünnen Luft stellen wir uns diese Nacht schon mal auf etwas wenig Schlaf ein. Doch nicht die dünne Luft, sondern ein Mitreisender sollte der Grund sein, weshalb wir zu einer ziemlich unruhigen Nacht kommen.
An dieser Stelle müssen wir vorausschicken, die Züge, welche zwischen Xining und Lhasa fünfmal täglich verkehren, kennen als kleinstes Abteil die 4er-Kabine. So haben wir das Vergnügen unser Abteil mit noch zwei jüngeren, etwa 35 bis 40jährigen Hongkongchinesen aus dem Finanz- und Bankensektor zu teilen. Beide verfügen über gute Englischkenntnisse. Zwei echt nette Kerle, wie sich herausstellt. Da das Zugpersonal über wenig bis überhaupt keine Englischkenntnisse verfügt, spielen uns die Beiden ganz fleissig und kostenlos Dolmetscher. Gleichzeitig halten sie uns immer auf dem Laufenden, wann und wo auf der Bahnstrecke die Highlights zu sehen sind. Und eben, einer dieser beiden befreundeten Hongkongchinesen, ein Familienvater von zwei Kleinkindern, entpuppt sich als ausgesprochenen Schnarchspezialisten. So schafft er es zeitweilig schlimmer und lauter zu schnarchen, als ein Schwein grunzen kann. Marion kann nicht schlafen – ich eigentlich auch nicht. Doch im Gegensatz zu mir zeigt sich Marion ziemlich genervt. Zu allem Übel kommt hinzu, dass der Schnarcher im Schlaf plötzlich auch noch sein Bettlicht anzündet und dabei munter weiterschläft. Marion weckt und bittet ihn, das Licht zu löschen. Und ich, ich zähle bereits die Minuten, bis der nette Kerl wieder in seinen Tiefschlaf versinkt und sein Schnarchen fortsetzt. Und tatsächlich, er schnarcht und sägt schon nach kurzer Zeit weiter. Und diesmal noch geräuschvoller, als zuvor. Marion steht auf und verlässt kurz das Abteil. Irgendeinmal lässt das Sagen des Kollegen etwas nach und wir finden dann doch noch unseren verdienten Schlaf.