Laguna Margot und Cerro del Medio (Mitteberg)
Gestern regnete es zweimal. Einmal vom Mor-gen bis am Mittag und einmal vom Mittag bis am Abend. 🙂
Um solche Schlechtwettertage bin ich gerade-zu froh. Mag vielleicht etwas komisch klingen. Doch es sind genau diese Tage wo ich meine nötige Zeit finde an meinen Berichten zu schreiben, meine Fotos zu sichten und das Ganze auch noch homepagetauglich aufzube-reiten.
Also gestern war wieder einmal so ein Tag. Und heute – ja heute zeigt sich das Wetter wieder von seiner freundlichen Seite. Und das heisst: es ist wieder wandern angesagt. Nach den letzten zwei Tagen, wo wir insgesamt 25 Kilometer Terra del Fuego erwandert haben, dürften heute nochmals 18 Kilometer dazukommen. Für einmal machen wir eine Wanderung, welche uns keinen einzigen Pesos kostet. Laut Rother Wanderführer startet die Wanderung zum Cerro del Medio und zur Laguna Margot gleich am südlichen Ende von Ushuaia beim gleichnamigen Hotel Ushuaia.
In unserem Hotel konnte oder wollte man uns diese Wanderung nicht beschreiben und schon gar nicht empfehlen. Er sei erst einmal dort gewesen, sagt uns der Herr am Empfang. Gleichzeitig fügt er an, der Weg sei im Gegensatz zu den Wanderungen zur Laguna Esmeralda und dem Cerro Guanaco schlecht, bzw. gar nicht markiert und er führe über Privatgrundstücke. Er rät uns ab, diese Wanderung zu machen. Trotzdem, in unserem Wanderführer ist die Wanderung zur Laguna Margot und zum Cerro del Medio beschrieben. Und wir haben uns nun mal in den Kopf gesetzt diese auch zu machen. Also tun wir es.
Die Hosteria America, wo wir wohnen, befindet sich ganz im Osten und das Hotel Ushuaia, wo der Einstieg zur Wanderung sein soll, liegt ganz im Westen der Stadt, rund 3 Kilometer von unserer Hosteria entfernt. Also durchqueren wir heute zum x-ten Male Ushuaia – diesmal zügig und nicht wie üblich schlendernd. Beide Rucksäcke sind gepackt. Marions mit Proviant, Regen-schutz und Wanderstöcken und meiner – mit was wohl? Richtig. Weitgehend mit der schweren Fotoausrüstung und einer Flasche Mineralwasser.
Das Hotel Ushuaia steuern wir relativ leicht an. Es liegt ganz am südlichen Ende der Av. Lasserre. Bei der Kreuzung Av. Magellanes in die Lasserre links einbiegen und bis zu deren Ende folgen. Beim Hotel wird es dann kompliziert. Die Beschreibung im Wanderführer ist trotz mehrmaligem Lesen nicht klar und eindeutig genug. Trotz Passanten fragen, finden wir den Einstieg zur Wan-derung lange nicht. Wir verlaufen uns, kehren zurück und machen einen Umweg von mindestens einem Kilometer. Wer diese Wanderung machen will, dem sei gesagt, der Einstieg befindet sich nach der steilen Hotelzufahrt. Das Hotel Ushuaia rechts liegenlassen; dann noch rund 200 Meter der «Quartierstrasse» folgen. Auf der Höhe, wo eine weitere, noch kleinere Quartierstrasse links abgeht, ist rechterhand ein Holzschild mit gelber Markierung auf dem der Sendero del Medio angegeben ist. Dort geht es über eine kleine Brücke (Bach) relativ steil den Hang hinauf. Ab hier ist der Weg gelb markiert und kaum mehr zu verfehlen. 300 Meter weiter auf einer Höhe von 165 m.ü.M. kommt eine Naturstrasse und links ein verschlossenes Tor und ein kleiner offener Durch-gang, wie eine Türe (s. Foto/Fotoalbum). Am Tor und über dem Durchgang steht, dass dies Privat-grund und der Zutritt verboten sei. Wanderwegzeichen suchen wir vergebens. Zwei Tafeln mit der Aufschrift «Sendero del Medio» lagen heute irgendwo am Boden und nur nicht dort, wo sie vermutlich hingehören würden; d.h. angenagelt an einen Pfosten.
Also, um zur Laguna Margot bzw. zum Cerro del Medio zu gelangen, muss man auf jeden Fall durch dieses Tor auf den Privatgrund. Aber Achtung: nicht geradeaus der Naturstrasse folgen. Hier haben wir uns nämlich verirrt und sind mindestens 800 Meter dieser Strasse entlang gegan-gen, ohne weitere Wanderwegzeichen zu entdecken. Zurück beim Tor sehen wir, dass unmittel-bar bei diesem rechterhand ein Weg in den Wald hineinführt. Erst etwa zwanzig Meter im Wald kommen die nächsten gelben Wanderwegmarkierungen. Ab jetzt kann man den Weg zur Laguna Margot eigentlich nicht mehr verfehlen.
Wir haben wieder einmal einen Begleithund dabei. Eine schwarze Labradorhündin. Zumindest sieht sie einem Labrador sehr ähnlich, wie die Fotos zeigen. Sie begleitet uns seit wir das Hotel Ushuaia passiert haben. Zuerst beachten wir die Hündin nicht; denken sie würde irgendwann einmal umkehren; doch Nichts dergleichen. Und anstatt uns den Weg zu zeigen, rennt sie lieber kreuz und quer durch den Wald, sucht etwas Fressbares oder jagt Vögel. Zwischendurch haben wir das Gefühl, wir hätten den Hund verloren. Doch dann taucht die Hündin wieder auf, rennt einer Dame nach, welche den steilen Wald hochjoggt, wartet dann wieder auf uns oder kommt uns abholen. Der Labrador scheint noch sehr jung zu sein. Auf jeden Fall ist er sehr verspielt; gräbt Wurzeln aus oder sucht Stöcke, bringt sie uns, legt diese auf den Boden und will sie dann aber doch nicht hergeben. Und wenn ich einen der Stöcke trotzdem erwische und ihn werfe, rennt sie ihm hinterher und bringt ihn zurück.
So wandern wir durch den Wald immer höher. Der erste Teil des Waldes ist noch relativ flach, dafür an einigen Stellen morastig und sumpfig. Sicher zum einen, weil es gestern lange geregnet hat und zum anderen, weil Rinnsale und kleinere Bäche den Weg des geringsten Widerstandes nehmen und hierfür mitunter den Wanderweg wählen. Ab einer Höhe von 425 Metern über Meer wird der Wald steiler und tendenziell trockener. Ab hier fehlen die Wegmarkierungen ganz. Doch das ist weiter nicht tragisch, gibt es doch nur diesen einen Weg. Auf einer Höhe von 630 Metern erreichen wir nach einer 3 km langen Waldwanderung die Wald- und Baumgrenze. Vor uns öffnet sich ein wunderbarer Blick in eine tolle Bergwelt. Und hinter uns ein ebenso phantas-tischer Blick auf Ushuaia und den Beagle Kanal. Linkerhand erhebt sich der Cerro del Medio. Wie die anderen Berge heissen, wissen wir nicht. Es gibt da noch die dos Banderas und einen Roy oder Fitzroy. Nicht zu verwechseln mit dem Fitzroy Patagoniens.
Die Berge sind frisch verschneit. In der Nacht hat es bis auf eine Höhe von etwa 500 Metern geschneit. Zwar nur wenig, doch es reicht um den Eindruck einer verzuckerten Landschaft zu bekommen. Ab Baumgrenze geht nun der Weg zur Laguna Margot alles der Bergflanke des Cerro del Medio entlang. Rechts unten rauscht ein kleiner Bach, der ganz aus der Nähe der Laguna kommt. Ab hier ist der Weg meist gut erkennbar und wo nicht, stehen zur Orientierung alle zwan-zig bis fünfzig Meter Steinmännchen. Die Laguna Margot befindet sich auf einer Höhe von 870 Metern. Von der Baumgrenze sind es exakt 1,2 Kilometer bis zur Lagune. Vor der Laguna - auf einer Höhe von 770 Metern – befindet sich rechterhand in einer Senke ein kleines Seelein – mehr ein kleiner Schmelzwassertümpel. Dies ist definitiv noch nicht die Laguna Margot. Die Laguna sieht man erst, wenn man unmittelbar vor ihr steht. Liegt sie doch hinter einem Steinwall gut ver-steckt.
Nach 8,5 Kilometern; davon rund 1,5 Kilometer Umweg, erreichen wir die Laguna Margot. Wir und unser Labrador sind Mutterseelen alleine hier. Kein Tourist und kein Wanderer weit und breit. Wir essen unseren Lunch und geben einen Teil an unseren Labi ab. Der schwimmt zuerst eine Runde in der eiskalten Lagune, frisst etwas Wurst und Käse. Und das was er nicht frisst, vergräbt er wie ein Weltmeister unter Steinen oder im Schnee. Von hier wären es auf den Cerro del Medio laut unserem Wanderführer noch gut eine halbe Stunde. Doch in Anbetracht dessen, dass der Berg verschneit ist und wir bereits 8,5 Kilometer und 1'000 Höhenmeter gemacht haben, lassen wir dies für heute. Wir kehren um und wandern auf demselben Weg zurück, den wir ge-kommen sind. Im Schlepptau – oder besser gesagt, vorausrennend unsere Labradorhündin.
Unten in der Stadt begleitet sie uns weiter. Erst, als wir uns für längere Zeit in ein Reisebüro begeben, um für den 27. Dezember eine Busfahrt von San Carlos de Bariloche (Argentinien) nach Puerto Montt (Chile) zu buchen, geht der Labi wieder seine eigenen Wege. Wir sehen ihn noch vor einer Parkbank liegen. Auf der Bank sitzt eine Mutter. Vor ihr hat sie einen Kinderwagen. Wer weiss, vielleicht sind das die nächsten Glücklichen, welche in den Genuss einer Hundebegleitung kommen. Doch sei Dir gesagt, eine so schöne und abwechslungsreiche Bergtour wie mit uns, macht diese Mamma bestimmt nicht mit Dir! Und Dein Besitzer - falls Du einen hast - kann sich heute den Spaziergang mit Dir auf jeden Fall sparen!